Haus am Strand im Sonnenuntergang

Hallux rigidus – Arthrose des Großzehengrundgelenkes

»Als Tischler muss ich häufig knien. Seit einem halben Jahr fällt mir das zunehmend schwerer. Schon in der Lehre, als junger Mann, merkte ich, dass ich den rechten Großzeh nicht so gut krumm machen konnte. Damals hatte ich aber keine Schmerzen dabei. Nur ab und an gab es Phasen von mehreren Wochen, in denen der Zeh beim Knien schmerzte. Inzwischen habe ich regelmäßig morgens nach dem Aufstehen Schmerzen bei jedem Schritt. Das hält etwa eine Viertelstunde an und wird dann weniger. Über die Jahre haben sich kirschgroße Gnubbel um das Gelenk gebildet, die das Tragen von Schuhen mit härterer Kappe erschweren. Meine Arbeitsschuhe kann ich kaum mehr anziehen. Die Einlage, die ich vorletztes Jahr bekommen habe, hat eine Aussteifung unter dem Zeh und half anfänglich tatsächlich, die Beschwerden zu reduzieren. Aber jetzt bekomme ich sie gar nicht mehr in die Schuhe, weil es dann zu eng wird. Vor Jahren halfen mir Cortisonspritzen, die mir in das Gelenk verabreicht wurden, eine Zeit lang. Die letzte Spritze bekam ich vor einem Jahr. Sie half aber auch nicht mehr. So geht es jedenfalls nicht weiter.«

Fritz Z.,48 J.,
Tischler

Vom Ballenzeh abzugrenzen ist die Arthrose des Großzehengrundgelenkes, die als Hallux rigidus bezeichnet wird. Es handelt sich dabei um die Abnutzung des Gelenkes mit Zerstörung des Gelenkknorpels, die in fortgeschrittenen Stadien mit knöchernen Anbauten und großen Wülsten um das Zehengelenk einhergehen kann. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zum Hallux valgus, der manchmal von Patienten mit einem Hallux rigidus verwechselt wird, ist die dann deutlich eingeschränkte oder völlig aufgehobene Beweglichkeit des Gelenkes. Das Problem des schmerzenden Grundgelenks am Großzeh entwickelt sich des Öfteren auch schon bei jüngeren Patienten. Reicht eine unter dem Großzeh ausgesteifte Einlage nicht mehr aus, kann in frühen Stadien die operative Abtragung von Knochenwülsten helfen.

Ist die Abnutzung weiter fortgeschritten, können Operationen zur Anwendung kommen, bei denen das Gelenk mit Hilfe von knöchernen Umstellungen an Mittelfußknochen und Grundglied des Großzehs entlastet und dadurch die Beweglichkeit des Gelenkes verbessert wird (Abb. 19a bis d). Ist das Gelenk völlig unbeweglich und verschlissen, sollte eine Versteifungsoperation mit Schrauben oder Platten erfolgen. Bei manchen Patienten bilden sich ausgeprägte Überbeine am Großzehengrundgelenk, deren Entfernung gelegentlich ausreicht, um die druckbedingten Schmerzen im Schuhwerk zu ­beseitigen (Abb. 20a, nächste Seite).

Versteifende Operationen am Großzehengrundgelenk sind erfolgreich, weil die Beweglichkeit ­dieses Gelenkes für eine gute Belastbarkeit im Alltag und beim Sport nicht erforderlich ist. Lediglich der ­Zehenstand und das Tragen von hochhackigen Schuhen mit Absätzen über 4 cm werden nach dem Eingriff nicht gut vertragen. Durch den Erhalt der Funktion des Zehenendgelenkes kann sich der Fuß weiterhin kraftvoll über die Großzehenspitze vom Boden abstoßen. Auch junge Patienten sind daher mit dem Ergebnis eines solchen Eingriffs zufrieden. Es gibt Techniken, bei denen durch Gelenk(teil)­prothesen oder Platzhalter versucht wird, die Beweglichkeit des Gelenkes zu erhalten (Abb. 20b). Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren müssen individuell geprüft werden.

Sonderfall: der rheumatische Fuß

Patienten mit einer entzündlichen Rheuma­erkran­kung können in fortgeschrittenen Stadien unter einer ausgeprägten Deformierung der Füße leiden. Ursache ist die durch Entzündungsprozesse ausgelöste Zerstörung der Gelenkkapseln und gelenknahen Knochen. Dieses führt meist zu einem deutlichen Hallux valgus und einer starken Überlastung des Vorfußes mit Schwielenbildung unter den Mittelfußknochen. Sind die Zerstörungsprozesse noch nicht so massiv ausgeprägt, können gelenkerhaltende Operationen, die auch beim Nichtrheumatiker zur Anwendung kommen, ausreichend Abhilfe schaffen. Sind die Knochen aber schon stark erodiert und die Zehen aus den Gelenken verrenkt, muss die ­Entfernung der Mittelfußköpfchen in Kombination mit einer Versteifung des Großzehengrundgelenkes erfolgen, da sich anderenfalls die Fehlstellungen nicht hinreichend wieder einrichten lassen. Diese Operation (Operation nach Hoffmann-Tillmann) ist ein sehr dankbarer Eingriff, da sie aus einem sehr stark deformierten und sehr schmerzhaften Fuß einen nahezu normal geformten und schmerzfrei belastbaren Fuß ­machen kann.