Füße im Sand

Minimalinvasive Operationsverfahren

»Vor 3 Jahren habe ich mir meinen Ballenzeh rechts operieren lassen. Die Operation war im Krankenhaus gemacht worden. Ich blieb eine Nacht da, was ich gut fand, da der Fuß in der ersten Nacht, als die Betäubung langsam aus dem Bein ging, doch unangenehm schmerzte. Die Schwestern waren bei Bedarf gleich zur Stelle und gaben mir die passenden Schmerzmittel. Außerdem hatte ich einen Schmerzkatheter gelegt bekommen, der regelmäßig mit örtlichen Betäubungsmitteln angespritzt wurde. Das brachte auch echt Linderung. Die OP war erfolgreich. Da ich sehr lockere Bänder habe, wurde eine Versteifung am Mittelfuß angelegt und dabei der abstehende Knochen korrigiert. Die Versteifung merke ich gar nicht. Der Zeh ist super gerade und der Ballen ist weg. Ich kann normal Sport treiben und gehe regelmäßig tanzen. Die linke Seite ist weniger ausgeprägt, aber bereitet mir nun doch auch Schmerzen, so dass ich mich zusammen mit meinem Arzt entschieden habe, auch diese Seite anzugehen. Inzwischen gibt es neue Verfahren und ich freue mich, dass es nicht mehr erforderlich sein wird, einen so langen Hautschnitt wie bei der ersten Operation anzulegen.«

Melanie P, 32 J.,
Sportlehrerin

Der goldene Standard der Operationen zur Korrektur des Ballenzehs sind offene Operationsverfahren, bei denen die relevanten Knochen freigelegt werden und die Korrektur der fehlgestellten Knochen frei zugänglich durchgeführt werden kann. Angefacht durch die Verbreitung weniger invasiver und minimalinvasiver Verfahren in der Orthopädie und Unfallchirurgie, wurden auch in der Fußchirurgie Verfahren eingeführt, bei denen die Operation über kleine Zugänge oder sogar nur über Hautstiche von wenigen Millimetern bewerkstelligt werden kann. Die Motivation für die Entwicklung solcher Verfahren liegt einerseits in dem Bestreben nach einer für das Gewebe schonenderen Vorgehensweise, andererseits im Streben nach kürzeren Rehabilitationszeiten und besseren kosmetischen Ergebnissen. Minimalinvasive Verfahren setzen sich in den letzten Jahren zunehmend auch in Deutschland durch. Sie sind unter spezialisierten Fußchirurgen anerkannt zur Verkürzung der Mittelfußknochen 2 bis 5, bei Zehenkorrekturen und bei der Akin-Operation. Hierdurch können offene Verfahren abgelöst werden (z.B. die Weil-­Operation), deren Ergebnisse nicht immer überzeugten. Komplika­tionen der offenen Verfahren lassen sich in diesen Fällen über die neuen Techniken vielfach vermeiden. Hier hat das Verfahren Vorteile, da nicht zwingend ­Implantate eingebracht werden müssen und die Patienten davon profitieren, dass kein ausgedehnter Zugang, also kein chirurgisches Durchtrennen des Gewebes, erforderlich ist.

Minimalinvasive, perkutane Operationstechniken spielen bei der Korrektur des Ballenzehs am ersten Mittelfußknochen in Deutschland eher eine untergeordnet Rolle. Alternativ dazu gibt es aber weniger invasive Verfahren, wie z.B. die sogenannte LIDO-Technik („Less Invasive Distal Metatarsal Osteotomy), die es ermöglichen, die klassischen Techniken über einen kürzeren Schnitt anzuwenden. Bei dem genannten Verfahren wird statt eines 3–4 cm langen Hautschnittes ein ca. 1–1,5 cm langer Hautschnitt angelegt, und es werden exakt die gleichen operativ korrigierenden Schritte durchgeführt wie beim offenen Verfahren. Nach meinem subjektiven Eindruck hat dieses Verfahren eine deutlich geringere Schwellneigung der Füße nach der Operation zur Folge. Da ich diese Technik, die von mir eingeführt wurde, erst seit wenigen Jahren anwende, ist eine abschließende Beurteilung noch nicht möglich.

Aber auch diese weniger invasiven und minimalinvasiven Verfahren müssen kritisch geprüft werden, denn auch hier ist „nicht alles Gold, was glänzt“. Je kleiner der operative Zugang zu einer Körperregion, die man als Operateur erreichen will, wird, umso schwieriger ist die Sicht und damit auch die Ausführung der geplanten Operationsschritte. Der Drang nach geringerer Invasivität darf niemals das optimale Endergebnis der operativen Korrektur gefährden. Dort, wo es auf eine exakte Positionierung und ­Fixierung der zu korrigierenden Knochen ankommt, werden weniger invasive Verfahren an Bedeutung gewinnen. Hierzu werden Techniken entwickelt, bei denen die konventionellen Korrektur- und Fixierungsverfahren über deutlich kürzere Schnitte zur Anwendung kommen (Abb. 21a bis h und 22a und b).