Holztreppe in den Dünen am Strand

Allgemeine Informationen zur Operation

Fußoperationen können grundsätzlich ambulant oder stationär erfolgen. Kleine Schraubenentfernungen sind eindeutig ambulante Eingriffe. Vorfußkorrekturen mit Knochenumstellungen fallen in einen Graubereich, in dem sowohl die eine als auch die andere Versorgungsform möglich ist. Dabei spielt der Wunsch des Patienten, aber auch sein allgemeiner Gesundheitszustand, eine wesentliche Rolle. Zu bedenken ist auch, dass im stationären Rahmen die schmerztherapeutische Betreuung unmittelbar nach dem Eingriff besser ist als die Selbstversorgung zu Hause. Im Krankenhaus tragen regelmäßige ­Visiten durch Ärzte und durch das Pflegepersonal dazu bei, dass rechtzeitig, bevor sich der Schmerz erst aufbaut, ausreichend häufig und ausreichend starke Medikamente verabreicht werden. Zudem bieten manche Narkoseärzte die Option der Anlage von regionalen Schmerzkathetern an, die dann auf Station mit örtlich wirksamen Betäubungsmitteln angespült werden können und dadurch eine schonende und sehr potente Schmerzbetäubung zur Folge haben. Dabei muss man sagen, dass die Schmerzempfindung nach Fußoperationen von Patient zu Patient sehr unterschiedlich ist. Ein weiterer Vorteil der stationären Behandlung ist, dass am Tag nach dem Eingriff eine krankengymnastische Therapie für eine schnelle Mobilisation mit dem meistens dem Patienten noch unbekannten Therapieschuh erfolgt. Dabei kann der Patient auch den Umgang mit ­Unterarmgehstützen fachmännisch erlernen und ist in dieser wichtigen Phase nicht auf Hilfe von medizinischen Laien angewiesen. Dessen ungeachtet ist die Entscheidung, ob ein Eingriff kurzstationär oder ambulant erfolgt, immer individuell und sollte in Absprache mit dem Operateur getroffen werden.

Wie schmerzhaft sind Fußoperationen?

Korrekturen von Fußfehlstellungen erfordern meistens Eingriffe an Knochen, die per se durchaus schmerzhaft sein können. Es ist daher notwendig, nach einer Operation eine gute Schmerztherapie zu gewährleisten. Diese sieht zunächst die Hochlagerung, Schonung und Kühlung des operierten Fußes, aber auch eine gute medikamentöse Behandlung vor. Dabei kommen nichtsteroidale ­Antirheumatika (wie z.B. Ibuprofen, Diclofenac etc.), gern auch in Kombination mit Metamizol-Präparaten ­(Novaminsulfon) oder niedrig potenten Opioiden (z.B. Tilidin, Tramal), zum Einsatz. Die Anwendung von Morphinpräparaten (z.B. Morphin, Oxygesic, ­Targin u.ä.) wird durchaus regelmäßig erforderlich. Hierbei ist eine engmaschige Kontrolle der Einnahme durch den verordnenden Arzt unerlässlich.

Durch die Anwendung von regionalen Schmerz­kathetern lassen sich Schmerzmittel einsparen. Das Prinzip besteht darin, dass ein dünner Schlauch in unmittelbare Nähe des Nerven gelegt wird, der für die Schmerzwahrnehmung verantwortlich ist. Über diesen Schlauch wird dann regelmäßig ein über mehrere Stunden wirksames, örtliches Betäubungsmittel gespritzt und somit der Schmerz sehr effektiv bekämpft. Im Normalfall spürt man den Schmerz in dieser Zeit gar nicht. Ein Nachteil ist allerdings, dass häufig auch die Nerven betäubt werden, die für die Bewegung und Kraft des Fußes zuständig sind, so dass das Laufen erschwert ist. Diese Methode ist daher nur im stationären Umfeld sinnvoll.

Wie werden Fußoperationen nachbehandelt?

»Vor drei Monaten habe ich mich am Ballen operieren lassen. Ich habe vorher lange gezögert, weil mich meine Bekannten durch Berichte vom Hörensagen und aus dem Internet sehr verunsichert haben. Aber die Beschwerden ließen mich dann doch zur Beratung zum Orthopäden gehen. Nach der Untersuchung und der Röntgendiagnostik entschied er sich für eine sogenannte Chevron-Operation. Die OP verlief ohne Probleme. Danach trug ich einen Klettverschlussschuh mit Abrollsohle, mit dem ich nach drei Tagen schon ohne Stützen voll auftreten konnte. Nach vier Wochen wurde geröntgt, und ich konnte in einen meiner Sportschuhe steigen. Anfangs war ich noch sehr unsicher, aber nach weiteren drei Tagen konnte ich in dem Sneaker schon recht gut gehen. Sechs Wochen nach der OP gelang es mir sogar schon, das erste Mal zu joggen, wenn auch nur eine kurze Strecke. Da ich im Job den ganzen Tag stehen muss, bin ich auch dann erst wieder arbeiten gegangen. Zu dieser Zeit war der Fuß schon noch etwas geschwollen, obwohl ich Lymphdrainagen gemacht habe und Kompressionsstrümpfe trug. Jetzt gehört der Fuß jedenfalls zu 90 Prozent wieder mir und fühlt sich fast wie der alte an. Mit einem kleinen Unterschied natürlich: Die Ballenschmerzen sind weg.«

Steffi K., 53 J.,
Verkäuferin

Nach einer alleinigen Abtragung des Überbeins darf der Fuß sofort belastet werden. Allerdings ist die Belastung wie nach jeder Operation am Fuß zuerst etwas ungewohnt und sie kann etwas schmerzhaft sein. Daher benutzen die Patienten in den ersten Tagen nach dem Eingriff Unterarmgehstützen. Viele Patienten kommen aber schon nach zwei bis drei Tagen ohne Stützen zurecht. Das Tragen eines sogenannten Verbandschuhs (Abb. 23a) ist für etwa zwei Wochen sinnvoll. Der Schuh hat eine steife Sohle und wird über Klettverschlüsse geschlossen. Die Vollbelastung ist sofort zulässig.

Die Chevron-Operation wird in einem Vorfußent­lastungsschuh nachbehandelt, der für vier Wochen getragen werden sollte. Dabei handelt es sich um einen Schuh mit Abrollsohle, der mit Klettverschlüssen versehen ist und einen stark erhöhten Fersenabsatz aufweist (Abb. 23b). Durch den Schuh wird die Belastung des Vorfußes minimiert, was zur Schmerzlinderung beiträgt und den operierten Bereich schützt.

Nach einer Lapidus-Operation wird ein sogenannter Walker verwendet (Abb. 23c). Es handelt sich dabei um einen hohen Stiefel, der einem Skistiefel ähnelt. Wegen der festen, sohlenwärtigen Verplattung darf der Fuß sofort belastet werden. Der Walker wird für sechs Wochen nach der Operation getragen und kann zur Nacht abgenommen werden.

Nach Ablauf von vier bis sechs Wochen, je nach ­Operationsverfahren, hat der verschraubte Knochen eine ausreichende Festigkeit erreicht, so dass er im Konfektionsschuhwerk belastet werden kann. Unmittelbar nach dem Eingriff kann manuelle Lymphdrainage zur Vermeidung einer Schwellung des Fußes eingesetzt werden. Leichte Kompressionsstrümpfe oder elastische Kompressionsverbände helfen, die nach Fußoperationen immer auftretende mehr oder weniger stark ausgeprägte Schwellung gering zu halten. Vorsichtige krankengymnastische Beübung zum Erhalt der Beweglichkeit des Großzehengrundgelenkes unter leichtem Zug setzt meist in den ersten Tagen nach der Operation ein. Dazu gehören auch die Beübung des oberen und unteren Sprunggelenkes und das regelmäßige Anspannen der Unterschenkelmuskulatur, um zu vermeiden, dass sich im Unterschenkel ein Blutgerinnsel, die sogenannte Thrombose, bildet. Zur Unterstützung der Kapselheilung können in den ersten Wochen nach einer Ballenzehkorrektur Zehenspreizer benutzt werden, die zwischen den operierten und den zweiten Zeh gesteckt werden, um den Abstand der Zehen zueinander sicherzustellen. Es können aber alternativ auch korrigierende Bandagen am Tag oder zur Nacht eingesetzt werden.

Unterschiedliche Operateure können unterschiedliche Nachbehandlungsschemata empfehlen. Lassen Sie sich dadurch nicht irritieren! In der Medizin sind viele Dinge nicht in Stein gemeißelt. Viele Verfahren, die zur Anwendung kommen, müssen individuell an den Befund des Patienten angepasst werden. Das gilt für die Wahl des Operationsverfahrens, aber auch für die Nachbehandlung. Wichtig ist, dass Sie einen schriftlichen Nachbehandlungsplan erhalten, aus welchem hervorgeht, welche Therapiemaßnahmen ein Physiotherapeut mit Ihnen durchführen soll. Als Faustregel gilt, dass die Operation und die korrekte Nachbehandlung für das Gelingen der Behandlung gleich wichtig sind.

Die meisten Patienten sehen den nachbehandelnden Arzt, der sie im Optimalfall auch operiert hat, deutlich seltener als ihren Physiotherapeuten. Es verwundert daher auch gar nicht, dass sie ein ähnlich ­intensives Vertrauensverhältnis zum Physiotherapeuten ­aufbauen wie zu ihrem Arzt. Ab und an kommt es vor, dass Patienten auf Anraten ihres Krankengymnasten die vom Arzt empfohlene Nachbehandlung abändern. „Mein Krankengymnast hat gesagt, der Fuß sähe schon so gut aus, dass ich den Schuh schon nach zwei statt nach vier Wochen weggelassen habe“. Ob der Therapeut tatsächlich eine derartige Empfehlung ausgesprochen hat, lässt sich im Einzelfall häufig nicht nachvollziehen. Wenn der Patient von sich aus die Nachbehandlung verändert hat, weil ihm die Geduld fehlte oder er die Nachbehandlung als zu beschwerlich empfand, handelt er unverantwortlich und gefährdet ohne Not das Behandlungsergebnis.

Sie sollten wissen, dass der Arzt Ihnen auch eine Krankengymnastikverordnung ausstellen kann, bei der Ihr Therapeut zu Ihnen nach Hause kommt und Sie vor Ort versorgt. Auch kann eine Haushaltshilfe zur Unterstützung bei den täglichen Verrichtungen zu Hause für einige Wochen verordnet werden. Dies ist insbesondere für alleinstehende Patienten oder auch für Mütter, die kleine Kinder versorgen müssen, wichtig.

Neue Implantate

Kaum ein anderer Bereich in der operativen Orthopädie entwickelt sich ähnlich dynamisch wie die Fußchirurgie. Hierbei spielt die Entwicklung von neuen Implantaten eine große Rolle. Durch Neuentwicklungen werden teilweise neue Operationsverfahren möglich. So ist zum Beispiel die korrigierende Versteifung in der Lapidus-Technik bis vor etwa zehn Jahren überwiegend mittels Schrauben durchgeführt worden. Es folgte dann die zunehmende Verwendung von winkelstabilen Titanplatten, die eine besondere Form (Stufenplatte) aufwiesen, welche besonders für die Verwendung am betroffenen Gelenk geeignet waren. Als weitere Entwicklung wurden spezielle Platten, die von unterseitig an den Fuß angelegt werden konnten und dadurch zu einer sofortigen Belastbarkeit nach der Operation geführt haben, eingeführt.

Seien Sie grundsätzlich eher skeptisch gegenüber brandneu ein­geführten Verfahren. Denn gerade Sie wollen nicht die Erste oder Zweite sein, an der Ihr Arzt das Verfahren anwendet. Zudem ist es nicht selten vorgekommen, dass anfänglich in den Himmel gelobte Verfahren sich nach Jahren als für die breite Anwendung doch nicht tragbar erwiesen haben.

Seit einigen Jahren sind Schrauben aus Magne­sium auf dem Markt. Diese Schrauben müssen nicht mehr entfernt werden, da sie sich selbst auflösen. Allerdings ist auch nur bei etwa jedem zwanzigsten mit der üblicherweise gebräuchlichen Titanschraube versorgten Patienten im weiteren Verlauf die Schraubenentfernung überhaupt notwendig. Zudem ist die Festigkeit der Magnesium-Schrauben deutlich geringer ist als die der bewährten Titanschrauben. Sie ist nur unwesentlich höher als die der seit Jahrzehnten auf dem Markt befindlichen, ebenfalls resorbierbaren Polylactid-Schrauben, die sich in der Fußchirurgie insgesamt nicht durchgesetzt haben. Die grenzwertige Stabilität dieser Materialien kann beim Einsetzen in den Knochen technische Schwierigkeiten bereiten und ist nur für bestimmte Eingriffe verwendbar. Die komplette Entfernung der Magnesiumschraube, die im Falle des Auftretens seltener Komplikationen notwendig sein kann, wird gemeinhin als schwierig angesehen. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten.

Operation
24) Blick in den Operationssaal während eines Vorfußeingriffs

Welche Risiken bergen Operationen?

In den allermeisten Fällen treten keine Komplika­tionen auf. Meistens harmlos sind Störungen der Wundheilung, die sich durch eine dunkle Verfärbung der Wundränder bemerkbar machen können. Am meisten gefürchtet, aber zum Glück sehr selten, sind Infektionen, die zu verzögertem Heilungsverlauf, erneuten Eingriffen und bleibender Einschränkung der Gelenkbeweglichkeit führen können. Wenn Knochen verschoben werden oder Gelenke versteift werden sollen, kann es auch dazu kommen, dass die knöcherne Durchbauung, also die feste Verbindung zweier Knochen, ausbleibt. Auch dann sind weitere Eingriffe meist unvermeidlich. Gelegentlich können die eingebrachten Implantate stören, so dass deren Entfernung notwendig wird. Hierbei handelt es sich meistens um einen kurzen ambulanten Eingriff mit sehr kurzer Nachbehandlung, der meist in örtlicher Betäubung erfolgen kann. Sehr selten kommt es zu Durchblutungsstörungen des operierten Knochens, wodurch der Belastungsaufbau verlangsamt werden kann. Unterschenkelthrombosen können besonders dann auftreten, wenn eine längere Entlastung des operierten Fußes nötig wird oder eine längere Ruhigstellung erfolgt. Thrombosen sind Blutgerinnsel in den tiefen Venen. Sie können selbst dann auftreten, wenn Thrombosespritzen zur Vorbeugung eingesetzt werden. Ein erhöhtes Thromboserisiko haben Patienten, die bereits in der Vorgeschichte Thrombosen hatten, die Antibabypille einnehmen oder rauchen.

Raucher müssen wissen, dass sie ein erhöhtes Operationsrisiko tragen. Das gilt für das Auftreten von Wundheilungs­störungen, von Störungen der Knochenheilung und auch für das Thromboserisiko.

Ein erneutes Auftreten der Hallux valgus-Fehlstellung ist selten. Dabei muss man unterscheiden, wann eine erneute Fehlstellung beobachtet wird. Kommt es unmittelbar nach dem Eingriff oder in den ersten Monaten danach zu einer erneuten Fehlstellung, dann muss hinterfragt werden, ob die gewählte Operation richtig und angemessen war oder ob die technische Durchführung vollends gelungen und die knöcherne Verheilung eingetreten ist. Haben sich die Implantate gelöst? Ist es vielleicht zu einem Implantatbruch gekommen? Dieses können Hinweise auf einen technisch bedingten Verlust der beabsichtigten knöchernen Korrektur sein. Taucht die Fehlstellung erst nach einigen Jahren oder Jahrzehnten wieder auf, können fortschreitende Alterungsprozesse zu Dehnung der Bänder am Fuß und zur Ausbildung eines Spreizfußes ­geführt ­haben, der seinerseits die Neuausbildung eines Hallux valgus begünstigt hat.

Eine absolute Rarität stellt die Überkorrektur einer Hallux valgus-Fehlstellung dar. Hierbei kommt es durch ein Übergewicht der Korrekturmaßnahmen zu einer Fehlstellung des Großzehs in die Gegenrichtung. Ist diese derart stark ausgeprägt, dass sie im Schuh Schmerzen bereitet, ist ein weiterer Eingriff unausweichlich.